Was ist Globalisierung?

Der Begriff „Globalisierung“ taucht in den deutschsprachigen Medien erstmals Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts auf und umschreibt die Tendenz, dass Güter und Dienstleistungen zunehmend weltweit frei, d.h. ohne Zölle und Handelsbeschränkungen über Grenzen hinweg gehandelt werden können. Der Abbau der Zoll- und Handelsschranken, die Freiheit des Devisenverkehrs und die freie Konvertibilität der Währungen ist das Ergebnis bewusster Entscheidungen der demokratisch gewählten Regierungen der großen Industrienationen. Der weltweite Abbau von Handelsbeschränkungen begann bereits 1973 durch die Aufhebung der Bindung der Devisenkurse und der Golddeckung des US-Dollars. In der Folge wurde ein Weltmarkt geschaffen, auf dem Devisen, Güter und Dienstleistungen so frei gehandelt werden können, wie niemals zuvor in der Geschichte der Weltwirtschaft. Hinzu kamen und kommen Innovationen im Bereich der Kommunikations- und Transporttechnik, die den Prozess des Zusammenwachsens der Märkte zu einem Weltmarkt beschleunigen. Dieser Vorgang wird als “Globalisierung” bezeichnet. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Phasen, in denen der weltweite Austausch von Gütern und Dienstleitungen in verhältnismäßig kurzer Zeit stark zunahm. Der Prozess ist also an sich nichts Neues, er verläuft derzeit aber relativ ungehemmt und damit in einer besonders hohen Geschwindigkeit ab, so dass entsprechende Anpassungen schwierig sind. Eine direkte Folge des Abbaus von Handelsbeschränkungen besteht darin, dass Investoren global nach den günstigsten Produktionsstandorten suchen können. Die Arbeitnehmer wiederum treten hierdurch zunehmend weltweit miteinander in einen direkten Wettbewerb. Oft reichen allein diffuse Drohungen, Arbeitsplätze verlagern zu wollen, um Beschäftigte gefügig zu machen und damit sinkende Löhne, einen Abbau von Arbeitnehmerrechten und eine Absenkung sozialer Standards durchzusetzen.

In Folge der weitreichenden Liberalisierung der Finanzmärkte kam es 2008 zu einer weiteren internationalen Finanzmarktkrise. Um einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft abzuwenden, griffen die Regierungen der großen Industrienationen in einem seit langem nicht bekannten Maße in die Freiheit der Märkte ein. Nachdem man die Krise in den Griff bekommen hatte, wurden jedoch die meisten dieser Einschränkungen wieder aufgehoben. Hierzu passt, dass auch die 2021 von zehn EU-Staaten beschlossene Einführung einer Finanztransaktionssteuer lediglich einen sehr kleinen Teil der Geschäfte mit Wertpapieren betreffen wird. Insbesondere hochspekulative Transaktionen bleiben verschont.